Hier mein Leserkommentar als Antwort auf einen Kommentar von Klaus Nachbaurs Kommentar unter dem Titel “Querulanten am Werk”. Dort ging es um die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts 1 BvR 458/10 in der das pauschale Tanzverbot an sogenannten stillen Feiertagen für zu streng gehalten wird. Da das bayerische Feiertagsgesetz eine Befreiungsmöglichkeit pauschal ausschloß, wurde nun in letzter Instanz die Gesetzesregelung als verfassungswidrig erkannt. Hierbei spielte insbesondere eine Rolle, daß die Festlichkeit in einer geschlossenen Räumlichkeit (einem Theater) stattfinden sollte. Dies wurde dem Bund für Geistesfreiheit vor einigen Jahren untersagt, wogegen der – Zitat Herr Nachbaur – Querulantenverein gerichtlich vorging und nun gewann.
Sehr geehrter Herr Nachbaur,
in ihrem Kommentar “Querulanten am Werk” bezeichnen Sie pauschal alle religionslosen Freidenker als Querulanten. Gratulation zu dieser sehr “differenzierten” Meinung.
Der Begriff “aggressive Atheisten” ist übrigens in etwa so sinnig wie “kämpferischer Schlaf”, aber ich will Ihnen nicht Ihre spitze Feder verleiden.
Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie an sprechende Schlangen glauben, nichts von den zweimal zehn Geboten wissen (es geht ja schließlich um Glauben), oder das Blut und Fleisch ihres Erretters bei der Eucharistie verspeisen, so sie denn Katholik sind. Das ist allein Ihre Privatsache. Ernsthaft, Sie dürfen meinetwegen auch an den Weihnachtsmann oder andere mythische Wesen glauben, so es Ihnen Ihr Gott aufgrund des ersten Gebots nicht verargt.
Wenn es aber um öffentliche Auftritte geht, sind die sogenannten christlichen Kirchen bereits jetzt schon überrepräsentiert und – von uns Steuerzahlern insgesamt – überfinanziert und -subventioniert. Glücklicherweise gibt es Kollegen von Ihnen, die es an professioneller Distanz fehlen lassen um dies in einer gesellschaftliche Debatte zur Sprache zu bringen.
Und da haben wir noch nicht darüber gesprochen, daß bürgerliche Freiheiten, welche auch Sie genießen, nicht mit den Kirchen, sondern gegen die Kirchen erkämpft wurden. Kein Wunder, wenn man sich die Römerbriefe anschaut 1, auch wenn sich gerade Protestanten heutzutage gern als Bürgerrechtler gerieren und versuchen dies in einen Zusammenhang mit ihrem Glauben zu rücken.
Ihrem Glauben nach, schmoren ja “Ungläubige” wie ich nach ihrem
Ableben in der Hölle 2, Herr Nachbaur. Statt Ihrem religiösen Eifer freien Lauf zu lassen, könnten Sie doch einfach Ihrem Gott die Strafe überlassen, oder? Oder meinen Sie vielleicht, ganz im Stil religiöser Extremisten, die vermeintlichen Regeln 3 Ihres Gottes bereits vorab an seiner Statt vollstrecken zu müssen? Da scheinen in Außensicht gewisse Zweifel durch. Ich hoffe Sie halten es dann auch ebenso konsequent mit dem Bilderverbot aus dem Alten Testament und benutzen keinerlei Fotos von lebenden Wesen in Ihren Artikeln?!Ich persönlich halte es mit Religion wie aus diesem Zitat eines anderen Freidenkers ersichtlich:
Religion is like a penis. It’s fine to have one and it’s fine to be proud of it, but please don’t whip it out in public and start waving it around… and PLEASE don’t try to shove it down my child’s throat.
Hier nochmal auf gut Deutsch:
Religion ist wie ein Penis. Es ist in Ordnung einen zu haben und stolz auf ihn zu sein, aber bitte holt ihn nicht in der Öffentlichkeit heraus und fangt an damit herumzuwedeln … und BITTE versucht nicht ihn meinem Kind in den Hals zu schieben.
Und nein, ich muß religiöse Gefühle – was auch immer das genau sein soll – nicht respektieren, sondern ich muß sie nur tolerieren. Entsprechend sind generelle Verbote wie jene zu stillen Feiertagen abzulehnen. Ich muß mir gerade nicht aufgrund des Glaubens anderer Menschen vorschreiben lassen wie ich mein Leben zu leben habe.
Ach eins noch: als nichtreligiöser Mensch brauche ich keinen Gott und dessen angedrohte Strafen um nett zu anderen Menschen zu sein. Das geht auch ganz ohne das Konstrukt Gott.
Vielleicht konnte ich Ihnen ja ein paar Denkanstöße liefern.
Mit freundlichem Gruß und besten Wünschen zur Adventszeit, sowie besten
Wünschen vorab zum Weihnachtsfest,Oliver Schneider, 2016-12-03 (mit Korr. vom 6.12.), Frankfurt am Main
Möglicherweise hat Herr Nachbaur mit seinem Kommentar eine größere Reichweite als ich mit meinem Blog. Sei’s drum. Was nützt mir das Recht auf freie Meinungsäußerung – wieder so ein gegen die christlichen Kirchen erkämpftes Recht – wenn ich kein Gebrauch von ihm mache?
// Oliver
PS: übrigens landen Kontaktversuche über die ursprüngliche Emailadresse von Herrn Nachbaur nur noch im Nirvana. Man erhält als Antwort folgendes:
Ich bin unter dieser E-Mail-Adresse nicht mehr erreichbar. Bitte wenden Sie sich in allen Belangen der Seite Drei an meine Kollegen Christoph Plate (
entfernt@schwaebische.de Tel. 0751/2955-XXXX) oder Dirk Grupe (entfernt@schwaebische.de Tel. 0751/2955-XXXX)