Die Würde des Amtes

Bundespräsident weg und schon geht die Schacherei los. War nicht wirklich anders zu erwarten.

Aber statt sich über die beschädigte “Würde des Amtes” wegen des Gebarens von Wulff zu echauffieren und gleichzeitig in unwürdiger Weise – wohlgemerkt auf allen Seiten – parteipolitische Bedingungen zu stellen wer denn der (oder die) Amtsnachfolger(in) werden könnte, sollte sich unsere Politikerkaste vielleicht einmal damit beschäftigen daß selbst ein so unwichtiges Amt (ich sage nur Grüßonkel) nicht vom Volk direkt bestimmt werden kann. Und vielleicht sollten sie sich auch um den Zusammenhang mit der allseits bemühten “Meinung des Volkes” auseinandersetzen, die sie einerseits nicht erfragen, andererseits aber – aus eigener Sicht ganz eigennützig im Sinne ihres jeweiligen eigenen Standpunkts – postulieren.

Das einzig Positive was ich dem Gekeife abgewinnen kann, ist daß die Politikerkaste wieder einmal ihr wahres Gesicht zeigt. Nur leider wird dies eher zu mehr als zu weniger Politikverdrossenheit führen …

Ein Hoch auf die repräsentative Dämlokratie!

// Oliver

PS: wo blieb eigentlich am Ende die Unschuldsvermutung welche angeblich unser Rechtssystem auszeichnet? …

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2 Responses to Die Würde des Amtes

  1. Mathias says:

    PS: wo blieb eigentlich am Ende die Unschuldsvermutung welche angeblich unser Rechtssystem auszeichnet?

    Wulff ist zurückgetreten und hat damit natürlich in allen politischen Lagern die Diskussion über seinen Nachfolger ausgelöst. Ob diese Diskussion nun in einem angemessenen Ton geführt wird oder von parteipolitischen Spielchen geprägt ist, ob sich Parteien ausgrenzt fühlen oder nicht, hat mit der Unschuldsvermutung gar nichts zu tun.

    Wulffs Rücktritt war längst überfällig. Weniger wegen seinen Verfehlungen, oder nennen wir sie: Affären, sondern eher wegen seines Verhaltens. Seines Umgangs damit.

    In der Sache geht es um Kleinigkeiten. Dass jemand in Wulffs Position als Ministerpräsident irgendwelche Vergünstigungen bekommt, liegt doch auf der Hand. Das betrifft doch die meisten bekannteren Politiker. Bist du irgendwer, dann darfst du auch mal ohne den Aufpreis zahlen zu müssen in die 1. Klasse (ob im Zug oder im Flugzeug). Oder du bekommst noch einen Tisch im angeblich ausgebuchten Restaurant. Und sicher besteht auch die Gefahr, dass du dich mit Leuten einlässt, die von dir Gegenleistungen erwarten. Und da ist die Frage immer, wie man damit umgeht. Und hier hat Wulff versagt. Er hat sich verhalten wie der typische Politiker und nur das zugegeben, was sowieso schon bekannt war.
    Um ehrlich zu sein, dass man irgendwann sogar das Tretauto des Kindes zum Politikum gemacht hat, das empfand ich als vollkommen absurd. Da gibt es Dinge, die wirklich schwerer wiegen. Ob es der günstige Kredit war. Die von Freunden bezahlten Hotelrechnungen. Die bezahlte Buchwerbung, angeblich ohne Wissen Wulffs.
    Und da kommt die Unschuldsvermutung! Ich darf meine Meinung äußern: Es mag sein, dass ich Äpfel mit Birnen vergleiche, aber es sind schon Leute rausgeschmissen worden, die einen Pfandbon eingelöst oder ein übrig gebliebenes Brötchen gegessen haben. Und da finde ich es moralisch bedenklich, wenn jemand wie Wulff Gefälligkeiten annimmt und sich damit immerhin dem Vorwurf aussetzt, dafür auch Gegenleistungen zu erbringen. Aber letztlich wird die Staatsanwaltschaft zu beweisen haben, ob es hier tatsächlich eine Schuld gibt oder nicht.

  2. Oliver says:

    Oh, du hast absolut recht. Mein PS bezog sich vor allem auf die Berichterstattung und die Kommentare von interviewten Bürgern.

    Daß er früher hätte zurücktreten sollen mag sein, eine wirkliche Meinung habe ich dazu nicht. Habe mich einzig gefragt ob irgendeine Frist von 1,5 Jahren existiert nach der er Ansprüche hat die er vorher nicht gehabt hätte. 1. Juli war sein Amtsantritt und im Dezember hat Herr Wulff noch immer am Amt geklammert. Jetzt ging es dann doch recht flott. Wie schonmal gemutmaßt, der hat sicher irgendjemandem in den Vorgarten gepinkelt. Vielleicht Friede Springer, vielleicht auch jemand anderem …

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