Seit Jahren wird einerseits darüber diskutiert das Renteneintrittsalter nach hinten zu verlegen und andererseits werden zum Teil haarsträubende Rentengarantien abgegeben. Jetzt also Rente mit siebzig. Rentengarantien für die treuen Wähler von heute und ein Arschtritt für den Rest. Rente mit siebzig ist doch eine Rentenkürzung, oder? Wenn drei bis fünf Jahre Rentenzahlungen gespart werden, würde ich das als Kürzung bezeichnen. Meinen Eltern wurde ja auch in ihren jüngeren Jahren die Rente mit sechzig verkauft, was nun schon seit Jahren nicht mehr zur Diskussion steht. Irgendwann dann Rente mit achtzig. Am Ende wird nur eine kleine Minderheit überhaupt noch in den Genuß einer Rentenzahlung kommen, so daß die Beitragszahlungen dann ausreichen könnten. Wie tröstlich!
Inflationsbereinigt mögen die aktuellen Renten gesunken sein. Na und? Die Einkommen doch auch.
In Talkshows erzählen uns dann Politiker mit feuermelderartigen Gesichtern, daß jemand der ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt habe dann auch Anspruch auf die Rente habe. Keine Angst, natürlich will ich auch, daß es meinen Omas gutgeht – aber die Sache mit dem lebenslangen Einzahlen ist doch schon eine Lüge.
In Wirklichkeit zahlt man doch für die aktuelle(n) Rentnergeneration(en) zum Zeitpunkt der Einzahlung. Daß Politiker ohne Not und auch ohne rot zu werden lügen ist nichts neues, aber die Information wie die Renten finanziert werden sollte wohl mittlerweile trotz Nebelkerzen auch beim Durchschnittsbürger angekommen sein. Scheinbar aber nicht. Oder vielleicht mögen Rentner ja auch Lügen solange sie davon profitieren? Zwar passiert dies auf Kosten der aktuellen Beitragszahler, aber wen stört das denn schon?! Verübeln kann man es ihnen nicht wirklich, denn auch andere Schreihälse erzwingen Klientelpolitik in ihrem Interesse.
Rentner sind schließlich eine der größten Wählergruppen, wenn nicht gar die größte. Nicht umsonst wurden laut Lothar de Maizière dem damaligen Kanzler Kohl mit Verweis auf “die Alten” als Stammwählerschaft der CDU jegliche letzte Zweifel an der anstehenden Währungsunion ausgetrieben.
Mich beschleicht das Gefühl, daß sich die Durchschnittsbürger jeglicher Generation einfach etwas besser informieren sollten anstatt die Lügen der Politiker unhinterfragt zu schlucken. Dann ließe sich das Ganze vielleicht auch nicht so leicht als Generationenkonflikt verkaufen und andere Lösungen kämen ins Blickfeld deren Machbarkeit sich zwar nachweisen läßt, deren Durchsetzbarkeit in einer auf Klientelpolitik basierenden sogenannten “repräsentativen Demokratie” aber eher zweifelhaft ist.
// Oliver
Völlig gelogen ist es eigentlich nicht, Olli. Du bezahlst deinen Rentenbeitrag, der (salopp gesagt) im Hier und Jetzt an deine Oma ausgezahlt wird. Gleichzeitig erwirbst du mit dem gezahlten Beitrag einen Anspruch auf deine eigene Rente später in der Zukunft. So könnte man diesen Satz auch deuten.
Ich sehe das Problem deswegen auch eher in der Verringerung der sozialversicherungspflichtigen Jobs. Je weniger Leute überhaupt noch Beiträge in die Kassen zahlen (darunter eben auch in die Rentenkasse), desto weniger Geld ist zum Auszahlen an die aktuelle Rentnergeneration da. Und gleichzeitig verringern sich natürlich auch die Ansprüche der Einzahler in der Zukunft, die sich ja nach der Beitragshöhe in der Gegenwart richten. An dem Punkt sollte man als Politiker einfach ansetzen, wenn man eine Reform wirklich ernst meint. Im Klartext: Wenn das Geld eines Arbeitnehmers nicht reicht, um angemessene Beiträge zu zahlen, dann holt man sich den Differenzbetrag von den Vermögenden. Das wird sich nur durch entsprechende Steuern machen lassen, und die Lobby wird dementsprechend laut klagen. Aber da muss man durch, wenn man tatsächlich eine sozial gerechte Politik machen will.
Alles andere ist Augenwischerei. Der Staat kann nicht jedes Jahr 50 Mrd. Euro ausgeben, um niedrige Löhne auf ein akzeptables Niveau aufzustocken, ohne sich das Geld von irgendwo zu holen. Holt man es sich über die Verbrauchssteuern, dann zahlt im Prinzip auch jeder Niedriglöhner seine eigene Aufstockung mit. Also muss man wohl oder übel wohl endlich mal darüber nachdenken, die Reichen in dieser Gesellschaft angemessen an der Finanzierung des Staates zu beteiligen.
Der kleine Fehlerteufel hat sich eingeschlichen: Die 50 Milliarden Euro wurden seit Einführung von Hartz IV aufgebracht. 2009 betrug das Aufkommen 11 Mrd. Euro.